Der Immobilienmarkt und ein bisschen mehr

An dieser Stelle nun endlich das Wort zum Freitag, welches aus aktuellen politischen Anlässen ausfallen musste. Ich habe mir erlaubt, einige Themen zu aktualisieren.

„Was taugt der elektronische Hund als Einbruchschutz?“ So die Überschrift eines Beitrages der Welt vom 20.7.2016. Der Beitrag widmet sich Methoden, sich als Haus-bzw. Wohnungsbesitzer in der Urlaubszeit vor Einbruchdiebstählen zu schützen. Es wird die kaum mehr überblickbare Angebotspalette der vielfältigen Schutzvorrichtungen dargestellt, angefangen von elektrisch erzeugtem Hunde-Gebell, künstlichem TV-Flackern oder gar die Verwendung einer Zeitschaltuhr, welche individuell programmierbar beispielsweise eine Stehlampe zu regelmäßigen Tages-und Nachtzeiten ein-bzw. wieder ausschaltet.

Profi- Einbrecher werden von solchen mehr oder weniger hilflosen Abschreckungsversuchen der Wohnungsinhaber wenig beeindruckt, so der Tenor des Beitrags in der Welt. Besser sei da schon ein professioneller elektronischer Schutz, welcher allerdings pro Wohneinheit an die 3000 € kosten dürfte.

Ein Einbruch in die Wohnung oder das eigene Haus ist sicherlich nicht angenehm und trotz Versicherungsschutz mit Kosten verbunden.

Aber wenn wir schon bei Kosten angekommen sind, so ist in diesem Zusammenhang von wesentlich größerer Bedeutung, wo und wann ich ein Objekt erwerbe, wenn ich mich gerade jetzt mit dem Gedanken trage, eine Immobilie zu kaufen. Ist der Zeitpunkt richtig? Wohin geht die Preisentwicklung bei Immobilien? Noch weiter nach oben oder ist der Höhepunkt regional bereits überschritten? Auch spielt die Zinsentwicklung der durch Hypotheken besicherten Kredite eine wesentliche Rolle. Im Gesamtzusammenhang betrachtet übersteigen Fehlentscheidungen beim Immobilienkauf bei weitem die Kosten selbst für die teuerste Alarmanlage, die vor Einbruch schützen soll.

Vor einigen Tagen war in der Süddeutschen Zeitung zu lesen, dass der Brexit (von vielen Bürgern aufgrund anderer Ereignisse fast schon wieder vergessen) momentan durchaus posi:ve Auswirkungen auf die Höhe der Hypothekenzinsen habe. Das Blatt betont, dass das gesamte Niveau für Hypothekendarlehen nach dem Brexit um durchschnittlich zehn Basispunkte zurückgegangen sei.

Aber auch extrem niedrige Hypothekenzinsen sollten keinesfalls ausschlaggebend sein, plötzlich, quasi aus heiterem Himmel, einen Immobilienkauf zu tätigen.

„Nur so bringt ihre Mietwohnung richtig viel Geld ein,“ schreibt die Welt am 19.7.2016. Der Beitrag des Blattes bringt deutlich zum Ausdruck, wie stark bereits jetzt der Kaufpreis einzelner Objekte im Verhältnis zur erzielbaren Mietrendite auseinandergedriftet ist. Im bundesdeutschen Durchschnitt seien die Wohnungspreise seit 2004 um 10 % schneller gestiegen als die Mietpreise.

„Besonders deutlich sei das Überschießen der Kaufpreise in den größeren Städten,“ so das Blatt. Laut Erhebungen des Instituts Empirica liege die Überbewertung mancherorts bei annähernd 27 %.

Derartige Fakten können Indizien sein für einen kommenden Preisumschlag. Nicht nach oben sondern nach unten. Nochmals: Können, müssen aber nicht.

Mieter müssen sich eine Wohnung auch leisten können, bei einem kaum steigenden durchschnittlichen Lohnniveau sind hohe Mieten für viele Interessenten regional schon jetzt nicht mehr aufzubringen. Und auch der Eigennutzer sollte mit Bedacht handeln: ist mein Job sicher? Drohen eventuell Einbußen bei bislang üblichen Bonuszahlungen?

Sollte irgendwann einmal eine Preisblase platzen oder treten unerwartete wirtschaftliche Verwerfungen ein, so ist derjenige, der mit möglichst viel Eigenkapital ein Objekt erworben hat immer noch auf der sicheren Seite. Wir haben schon oft in dieser Rubrik darauf hingewiesen.

„Bundesbank für Register für private Immobilienkredite,“ so die Frankfurter Rundschau so die FAZ vom Mittwoch vergangener Woche. Noch stößt ein solches Register auf viele datenschutzrechtliche Vorbehalte. Die Deutsche Bundesbank wiederum sieht sich allerdings durch die EU gedrängt, und möchte selber mehr Transparenz im Kreditbereich der Immobilien-Finanzierungen. Man will verhindern, dass einzelne Kreditinstitute in eine Schieflage geraten, wenn sie bei einer Kreditvergabe zu optimistisch vorgegangen sein sollten bzw. immer noch sind.

Zählt man eins und eins zusammen, so lassen derartige Meldungen, auch wenn sie dezent rüber gebracht werden, durchaus den Eindruck aufkommen, dass man an entscheidenden Stellen um die Stabilität des Finanzsystems fürchtet. Man braucht dabei nicht nur auf Griechenland und Italien schauen.

„Tiefe Sorge um Deutschlands größtes Geldhaus,“ so lautete die Überschrift eines Artikels vom 26.7.2016 im Handelsblatt. War noch die Deutsche Bank, Deutschlands renommierteste Bank und als einziges Kreditinstitut Deutschlands von internationaler Bedeutung, vor einigen Jahren aufgrund der exorbitanten Gewinne der Buhmann der Na:on, so kommt nun Sorge anderer Art auf. Die Eigenkapitaldecke des Geldhauses ist vergleichsweise gering und die noch vor einigen Jahren im so genannten Investmentgeschäft regelmäßig bilanztechnisch weit überdurchschnittlich ausgewiesenen Gewinne haben sich minimiert, teilweise gibt es dort gar Verluste. Das Geldhaus hatte viele Prozesse zu überstehen und Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu leisten. Bankchef John Cryan stehe Ihnen ständigem Kontakt mit Finanzminister Schäuble, so heißt es. Am 27. Juli dann in der Welt der Bericht über die Halbjahresbilanz:

„Deutsche Bank schreddert 98 % ihres Gewinns,“ so die Überschrift des Artikels.

„Zwar weist die Bank gerade noch einen hauchzarten Gewinn nach Steuern von 20 Millionen € aus und liegt damit im Rahmen der ohnehin niedrigen Analysten- Erwartungen. Doch der rasante Absturz im Vergleich zum Vorjahr – damals erwirtschaftete die Bank noch einen Gewinn von 818 Millionen € – und das weiterhin widrige Geschäftsumfeld sprechen dafür, dass Cryan noch einmal den Rotstift wird auspacken müssen,“ berichtet die Welt weiter. Also noch mehr Filialschließungen und Stellenabbau nicht nur in Deutschland sondern weltweit.

Während ich die Zahlen über die Deutsche Bank schreibe, kommen erste Berichte über die Pressekonferenz, welche die Bundeskanzlerin ausnahmsweise durch Unterbrechung ihres Urlaubs am heutigen frühen Nachmittag (Donnerstag 28. Juli) gegeben hat. Neben den üblichen Beileidsbekundungen für die Opfer der in den vergangenen Tagen zu beklagen den Amok-bzw. Terroraktionen sind mir einige Äußerungen besonders aufgefallen. Deutschland befinde sich im Krieg mit dem IS, man müsse in den entsprechenden Regionen des Nahen Ostens noch mehr Bomben werfen und es sei durchaus denkbar, die Bundeswehr bei Terroranschlägen im Inland einzusetzen, allerdings immer nur unter Führung der jeweilig zuständigen Polizeibehörden. Einige Verfassungsrechtlicher dürften dieses mit Verwunderung zur Kenntnis genommen haben.

Ein gutes Wochenende ohne Blitz und Donner
Wünscht Ihnen

Herzlichst
ihre Jaqueline Hartmann

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