tituliert die Welt einen Artikel vom 14.2.2016. „Investor Jürgen Breuer plant 104 m hohen Wohnturm in Prora, einem Ortsteil von Binz. Wird er gebaut, wäre er Mecklenburg-Vorpommerns höchstes Wohngebäude. Er wäre 36 m höher als das Neptun Hotel in Rostock-Warnemünde, er würde den „Bahntower“ am Potsdamer Platz (102 m) in Berlin überragen und fast an das Maritim-Hotel in Lübeck Travemünde heranreichen, das inklusive Leuchtfeuer 117 m misst.“ In Binz schlagen die Wellen derweil hoch, einerseits herrsche Wohnraummangel, andererseits seien jedoch die bereits vorhandenen Hotels und Pensionen nicht ausgelastet. Manch einem gefällt auch die Architektur des geplanten Turms nicht, sie erinnere zu sehr an einen Wachturm. Eine endgültige Entscheidung sei noch offen. Die Welt beschließt ihren Artikel mit Hinweisen darauf, dass das Bauen von Türmen zurzeit in der gesamten Republik eine Art Hochkonjunktur genieße. Es wird auf Planungsvorhaben von Wohntürmen im Rhein-Main-Gebiet hingewiesen sowie auf die Entwürfe des Architekten Ernst Kollhoff, welche im Bereich des Berliner Alexanderplatzes den Bau von bis zu zehn Hochhäuser vorsehen und bereits vor Jahren vorgestellt wurden.
Der Bau eines Turmes ist keine alltägliche Angelegenheit. Meistens allerdings kommt allen Widrigkeiten zum Trotz ein Turmbau zum erfolgreichen Abschluss. Sogar die viel gescholtene DDR schabe es mit dem Bau des Fernsehturms am Berliner Alexanderplatz ein Gebäude zu errichten, welches auch heute, lange nach der Zusammenlegung beider deutscher Staaten, mit 367 m immer noch das höchste Gebäude der Bundesrepublik ist. Der DDR-Fernsehturm ist nicht umgekippt, sondern ganz im Gegenteil zu einer Art Markenzeichen für das neue Berlin geworden.
In Babel (Babylon) allerdings soll ca. 600 Jahre vor Christi Geburt der Bau eines Turmes, welcher bis in den Himmel hinein ragen sollte jäh zum Erliegen gekommen sein. Die am Bau beteiligten Menschen hagen plötzlich so große Verständigungsschwierigkeiten – die biblischen Aufzeichnungen sprechen von einer plötzlichen Sprachverwirrung – dass sie frustriert den Weiterbau stoppten und in alle Himmelsrichtungen davon liefern.
Babel oder Babylon befindet sich in dem Land , welches heute Irak heißt, etwa 90 km südlich von Bagdad. Der Krieg des amerikanischen Präsidenten Bush gegen den Irak im Jahre 2003, kein Turmbau zwar, jedoch eine durchaus singuläre kriegerische Großaktion, brachte keine Befriedung der Region. Es blieb ein total zerstörtes und zerrissenes Land und eine Zahl von Toten, welche in den Millionenbereich übergeht.
Spätestens seit dem Irakkrieg steht die halbe Region in Flammen – auch Syrien gehört dazu – und Millionen von Flüchtlingen machen sich auf den Weg in sichere Regionen der Erde, viele von ihnen ums nackte Überleben kämpfend.
Europa oder besser gesagt die EU (mittlerweile 28 Mitgliedsstaaten) ein grundsätzlich begrüßenswert es politisches Großprojekt war in den letzten Jahren vielerlei Prüfungen ausgesetzt. Der Zustand der EU jedoch im Jahre 2016 kann schlechter kaum werden, manch ein pessimistischer Kommentator spricht sogar von einem möglichen Zerfall des europäischen Projekts. Der auslösende Faktor für eben diese Situation liegt ausgerechnet in einer Prüfung der ganz besonderen Art, welche die Gemeinschan zu überstehen hat. Millionen von Flüchtlingen versuchen über die Außengrenzen in den sicheren Hafen Europa zu gelangen, die meisten vegetieren unter erbärmlichen Bedingungen in Auffanglagern, aber auch viele haben es tatsächlich geschafft sogar bis hin zu uns in die Bundesrepublik Deutschland. Die überwiegende Zahl dieses wachsenden Flüchtlingsstroms kommt aus der Großregion, in welchem seinerzeit der Turmbau zu Babel begann. Am Donnerstag hat wieder mal eines der sich häufenden Gipfeltreffen der Europäischen Union begonnen, in dem nach Lösungen für die Flüchtlingsfrage gesucht wird. Die Differenzen zwischen den einzelnen EU-Ländern bezüglich der Flüchtlingsfrage ist derartig groß, dass noch nicht einmal der Begriff Sprachverwirrung der Gesamtsituation Rechnung trägt. Großbritannien erwägt gar den Austritt aus der EU.
In der Zwischenzeit geht auch die innenpolitische Diskussion zum Thema Flüchtlinge unverändert weiter.
„Experte schickt Flüchtlinge aufs Land,“ war auf dem Nachrichtenportal von n-tv vor einigen Tagen zu lesen. Harald Herrmann, der Direktor des Bundesinstituts für Bau-Stadt-und Raumordnung hage kürzlich darauf hingewiesen dass in ländlichen Regionen reichlich Platz zum Wohnen vorhanden sei. Annähernd 600.000 Wohnungen stünden dort leer und könnten sofort bezogen werden. Demgegenüber sei die Kapazität der meisten Großstädte völlig erschöpft.
Hermann fordert, anerkannte Flüchtlinge auf entsprechende Wohnorte zu verpflichten. In vielen Regionen, etwa in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gebe es beides, Wohnungen und Arbeitsstellen gleichermaßen. Ob der soziale Friede, den Hermann durch seine Umsiedlungspläne herbeiführen will, erhalten werden kann, bleibt abzuwarten. Ohne ernsthaften Integrationswillen sowohl der Flüchtlinge als auch der einheimischen Bevölkerung wird es kaum gehen.
Ein gutes Wochenende wünscht Ihnen
Herzlichst
ihre Jaqueline Hartmann