Notizen aus der Provinz I / aktualisierte Fassung

Dem aufmerksamen Leser dürfte es nicht entgangen sein, dass der Beitrag Notizen aus der Provinz II bereits ins Netz gestellt wurde, obwohl die Variante I überhaupt noch nicht zu lesen war. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen. Hier nun endlich Notizen aus der Provinz I, ergänzt um einige aktuelle Fakten.

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass Immobilien in den deutschen Metropolen, sei es nun Berlin, Hamburg oder München ein Preisniveau erreicht haben, dessen Höhe manch einen Investor ins Grübeln bringen lässt. Ganze Regionen in der Bundesrepublik würden nach und nach entvölkert, und jeden würde es in die Großstädte ziehen, koste es was es wolle. So ließ man es ständig in der Presse und ganz falsch ist es auch nicht. Die Attraktivität der Großstädte ist ungebrochen, daran besteht kein Zweifel.

Aber bei der vermeintlich kaum aufzuhaltenden Abwanderung aus ländlichen bzw. so genannten provinziellen Regionen scheint sich nun doch etwas geändert zu haben.

„Der Preisboom erreicht jetzt auch ländliche Regionen,“ so lautet die Überschrift eines Beitrags in der Zeitung die Welt vom 21.8.2016.„Der Preisaufschwung bei Immobilien breitet sich auf ländliche Regionen in Deutschland aus. Lagen in den vergangenen Jahren große Metropolen und deren Umland im Fokus der Käufer, steigt die Nachfrage jetzt auch in kleineren Städten. Im brandenburgischen Frankfurt (Oder) beispielsweise legten die Durchschnittspreise für Wohnimmobilien innerhalb eines Jahres um 37 % zu,“ so die Welt weiter in Ihrem Artikel. Der Autor Michael Fabricius beruft sich hierbei auf eine Datenanalyse des Beratungsunternehmens Empirica. Die Preisentwicklung in den großen Städten geht zwar immer noch nicht zurück, würde sich jedoch auf hohem Niveau verlangsamen. Laut Empirica folgt nach Frankfurt prozentual gerechnet mit 25 % Anstieg Eichstätt in Oberbayern gefolgt von 23 % Zuwachs im Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Empirica selbst gibt zu bedenken, dass bei dem veröffentlichten Zahlenwerk durchaus Vorsicht geboten sei. Regionale Einflüsse einiger Städte und Gemeinden im ländlichen Bereich seien durch Besonderheiten geprägt, andererseits sei das Zahlenmaterial in der Gesamtmenge noch nicht groß genug, um von langfristig gefestigten statistischen Mittelwerten zu sprechen. Aber unzweifelhaft ist eine Tendenz erkennbar.

Ich persönlich bin neben meiner Maklertätigkeit in der Hauptstadt Berlin sehr viel in den Bundesländern Thüringen und Sachsen unterwegs. Ich verfüge zwar nicht über Statistiken, welche nur ein Institut in der Größenordnung von Empirica vorhalten kann. Aber aus eigener Erfahrung im täglichen Geschäft kann ich bestätigen, dass die Zeit der absoluten Schnäppchen in den neuen Bundesländern langsam aber stetig geringer wird. Die Preise für Immobilien im Osten der Republik sind in den letzten Jahren langsam aber stetig angestiegen. Da das Ausgangsniveau der Immobilienpreise mancherorts extrem niedrig lag, ist aber auch jetzt der Erwerb so mancher, ausgesuchter Immobilien weiterhin sehr attraktiv. Für den Investor ist die Mietrendite auch heute wesentlich attraktiver, als in den begehrten Großstadtlagen. In Berlin beispielsweise wird es selbst für Angehörige der Mittelschichten immer schwieriger, die geforderten Aufwendungen für den Mietzins zu erbringen. Speziell Berlin bemüht sich zwar den sozialen Wohnungsbau anzukurbeln. Selbst wenn dieses gelingen sollte, so entsteht neuer Wohnraum nicht über Nacht..

Ich hatte an dieser Stelle schon einige Male darauf hingewiesen, dass die Zeit der großen Landflucht langsam aber sicher ihrem Ende zugeht. Die Gründe dürften vielfältig sein. Die Zuwanderung aus anderen Staaten Richtung Bundesrepublik ist ungebrochen. Bei einer von vielen Gemeinden im Osten unseres Landes durchgeführten vorsichtigen Integrationspolitik sind auch Menschen aus anderen Kulturen für die „Stammbevölkerung“ durchaus willkommen. Pegida ist nicht überall. Hinzu kommt, dass bei einer immer flexibleren Arbeitswelt so manch ein Mitbürger der oft als chaotischer empfundenen Großstadt zu entfliehen versucht. Das vermeintlich provinzielle Leben bietet ganz spezielle Annehmlichkeiten .Der regional im Osten immer noch vorhandener Leerstand dürfte sich nach und nach weiter verringern. Ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht: Mittel – bis langfristig lassen sich Wanderungsbewegungen Richtung Europa und damit auch in die BRD nicht gänzlich aufhalten. Tendenziell werden auch Zäune und Mauern daran nichts ändern können.

Es gibt allerdings auch noch weitere Argumente, welche für eine zurzeit immer noch vergleichsweise „preiswerte“ Investition in ein Immobilienobjekt jenseits der Metropolen sprechen. Wenn durch sehr hohe Investitionskosten in den Großstädten die Mieten tendenziell weiter steigen müssen, damit sich eine derartige Investition für den Erwerber überhaupt langfristig lohnt ist dieses im so genannten provinziellen Raum nicht zwingend erforderlich. Das führt zu einer grundsätzlichen Fragestellung: Immobilien sind langfristige Investitionen. Aber wie werden sich zukünftig hier im Lande die Löhne der Menschen entwickeln, welche die Hochrechnungen mancher Investoren mittel-bis langfristig in die Rentabilitätszone führen werden?

„Vorboten einer Krise: US-Markt für Luxus-Immobilien stürzt ab,“ war in den deutschen Wirtschaftsnachrichten vom 30.8.2016 zu lesen. „ Der US Immobilienmarkt ist in den Luxusgebieten massiv eingebrochen: in den Hamptons, in Miami oder in Aspen finden viele Top- Immobilien keine Käufer. Dieses Phänomen gilt als Vorbote einer tief greifenden Wirtschaftskrise, so schreibt das Blatt weiter.

„Deutschlands Exporte brechen im Juli dramatisch ein,“ schrieb die Welt am 9.9.2016

„Die deutschen Exporte sind im Juli so kräftig eingebrochen wie seit dem Krisenjahr 2009 nicht mehr. Die Warenausfuhren fielen und 10 % im Vergleich zum vorjahres Monat,“ so berichtet die FAZ vom gleichen Tage. Ökonomen hätten hier einen Zuwachs von 0,2 % vorhergesagt, war in den Blatt weiter zu lesen.

Kaum ein Land der Erde ist derartig exportabhängig wie die Bundesrepublik Deutschland. Nun müssen die Zahlen eines Monats nicht zwingend einen langfristigen Trend vorwegnehmen. Aber das ein Staatüber Jahre oder möglicherweise Jahrzehnte sein leichtes aber immerhin vorhandenes Wachstum lediglich auf den Export von Waren und Dienstleistungen aufbaut, ist noch ist noch niemals gut gegangen. Der Exportüberschuss, welcher in der Bundesrepublik für einen positiven Wirtschaftssaldo sorgt, muss logisch bei anderen Staaten für ein minus sorgen – in klaren Worten: Es werden dort Schulden gemacht, sei es privat oder öffentlich. Ich möchte kein Pessimismus verbreiten, aber Politik und Wirtschaft werden gut daran tun, jenseits des Exportes für ökonomische Stabilität in der BRD Sorge zu tragen. Die Zeiten hoher Wachstumsraten scheinen eh vorbei. Die Lohnquote in absoluten Zahlen gerechnet, d.h. der Anteil des BIP, welches die abhängig Beschäftigen vom „Gesamtkuchen“ erhalten, vermindert sich hierzulande langsam aber stetig. Schauen Sie einfach in seriöse Statistiken.

Wobei wir wieder beim Ausgangspunkt sind:

Die jetzigen oder zukünftigen Einkünfte der Arbeitnehmer im Lande bestimmte zu einem großen Teil die Möglichkeiten des Durchschnittsbürgers in zu welchem Preis dieser überhaupt die Möglichkeit hat, einen vom Vermieter geforderten Mietzins zu zahlen. Bei der Entscheidung, eine Immobilie zu erwerben, sollten solche Fakten bedacht werden.

Also vielleicht doch ein wenig günstiger kaufen?

Vielleicht gar zu einem angemessenen Preis im Osten der Region?

Koch &Kollegen sind auch dort tätig und stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Ein einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Herzlichst
ihre Jaqueline Hartmann

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