Obama und seine „liebe Freundin“ Angela in Hannover

Für 24 Stunden war Hannover an der Leine Zentrum der Weltpolitik. Anfang der Woche landete US-Präsident Obama an mit seiner Maschine Air Force One auf dem Flugplatz Hannover Langenhagen. Hannover, die Landeshauptstadt des Bundeslandes Niedersachsen, hat viele Persönlichkeiten hervorgebracht oder deren Wirken ist mit der Stadt verbunden:: Man denke nur an die beiden Brüder von Schlegel, die bedeutendsten Kulturphilosophen ihrer Zeit. Auch der Dichter Frank Wedekind ist gebürtiger Hannoveraner. Ebenso stammen die späteren englischen Könige Georg I und Georg II aus Hannover. Heute wird Hannover häufig mit dem allseits bekannten Prinz Ernst August verbunden, ebenso haben der spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder, der spätere Bundespräsident Christian Wulff sowie der Unternehmer Carsten Maschmeyer ihre Spuren in Hannover hinterlassen. Und nun Obama. Die Hannover Messe, die bedeutendste Industriemesse der Welt, wurde wie jedes Jahr im Frühjahr an diesem Tag eröffnet. Obama war noch nie in Hannover, aber jetzt zum Ende seiner Amtszeit kam auch er endlich in die Messestadt.

„Den eindrucksvollsten Moment:… Lieferte Obama allein. Natürlich, das kann er,“ schrieb Spiegel Online. Gleich zu Beginn seines Besuches hielt Obama in einem kleinen Saal der Messe Hannover eine Rede. „Die USA brauchen ein starkes, wohlhabendes und geeintes Europa, sagt Obama. Nach einem kurzen Blick auf den Teleprompter und dann begleitet von der typischen Obama‘ schen linken Handkante: Ihr habt so viel erreicht. Die EU ist eine der größten politischen und wirtschaftlichen Errungenschaften der modernen Zeit glaubt an euch, stärkt die EU! Es ist ein klares Bekenntnis zur Politik seiner lieben Freundin Angela, deren größte Sorge seit Monaten die Stabilität Europas ist und es ist ein klares Signal an einige Europa Gegner von London über Warschau bis Budapest,“ so schreibt der Spiegel weiter. Im weiteren Verlauf seiner Ansprache bringt Obama so ziemlich alles auf den Tisch, was ihn bewegt. Von Syrien über die Flüchtlingsproblematik, von der Notwendigkeit der Stärkung der NATO gegenüber vorhandenen oder auch gefühlten Bedrohungen durch Russland. Obama betont die engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen der amerikanischen und deutschen Industrie. Dann der übliche Rundgang mit Kanzlerin Merkel über die Hannover-Messe.

Albrecht Müller schreibt auf den Nachdenkseiten: „Obama hat Europa gelobt, er hat Merkel gelobt. Er hat geschmeichelt – im Bewusstsein, dass dann das Lob besonders gern angenommen wird und hängenbleibt.“ „Europas ideale erleuchten die Welt“ titelte beispielsweise die FAZ am 26. April.

„Es musste jedem einigermaßen nachdenklichen und kritischem Zuschauer oder Zuhörer auffallen, dass dieser amerikanische Präsident die atlantische Partnerschaft und die West Integration über den grünen Klee gelobt hat. Das wurde auch sichtbar, als er von Konrad Adenauer als einem Giganten gesprochen hat, der Gegner zu Verbündeten gemacht habe,“ so schreibt Albrecht Müller in seinem Beitrag vom 27.4.2016. „Für mich persönlich wurde hier sichtbar, dass ich mich in diesem Präsidenten lange Zeit getäuscht habe. Er ist ein Vertreter des Imperiums seine Sprüche über Freiheit klingen nicht anders als die Sprüche des deutschen Bundespräsidenten: Hohl. – Die Rede des US Präsidenten war insgesamt eine hoch ideologische und damit zugleich eine verlogene Rede. Sie hat alles verdeckt, was es an mieser Entwicklung in den USA ein und Europa gibt. Er hat von Freiheit und Demokratie gesprochen und von freier Presse und dabei über die immer schlimmer werdenden Lage der Medien in den USA wie auch in Europa hinweg geredet. Er hat auch nicht über die himmelschreiend ungerechte Verteilung der Vermögen und Einkommen der westlichen Welt gesprochen. Hätte er das getan, dann hätten ihm die Sprüche über Freiheit und Demokratie im Halse stecken bleiben müssen.“ Das schreibt Albrecht Müller, in früherer Zeit ein sehr enger Mitarbeiter des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt. Man muss nicht Müllers Meinung sein, aber ich möchte das hier ganz bewusst in meiner Kolumne setzen, da die meisten Medien Obama dennoch im Großen und Ganzen positiv sehen.

Am Montagnachmittag gab es dann in Hannover noch ein spezielles Treffen zwischen Präsident Obama, dem französischen Präsidenten Hollande, Großbritanniens Premier Cameron und Italiens Ministerpräsident Renz sie zusammen mit der Bundeskanzlerin. Ein besonderes Thema dieser Zusammenkunft war das geplante Freihandelsabkommen TTIP. Präsident Obama liegt sehr viel daran, dass noch während seiner Amtszeit das Abkommen unterzeichnet wird. Was es mit diesem höchst umstrittenen Vertrag auf sich hat und was das TTIP möglicherweise auch mit der Immobilienwirtschaft zu tun haben kann, davon können Sie an dieser Stelle am nächsten Freitag mehr erfahren.

Ein gutes Wochenende und einen hoffentlich sonnigen 1. Mai wünscht Ihnen
Herzlichst

Ihre Jaqueline Hartmann

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