Ein Beruf zwischen Faszination und Überforderung
Hausverwalter – ein Beruf mit Zukunft? Oder ein Job, der krank macht?
In diesem Artikel nehme ich euch mit in meine Welt als Immobilienverwalterin. Auslöser war ein trauriges Ereignis: Ein Kollege hat sich das Leben genommen – überlastet, ausgebrannt.
Ich möchte ehrlich über die Herausforderungen, Schattenseiten und Chancen des Hausverwalter-Berufs sprechen. Denn auch wenn ich heute gerne verwalte, war das nicht immer so.
Ein erschütternder Anlass
Ein Kaffee mit einem Kollegen brachte das Thema auf: Ein Hausverwalter, noch jung, gut vernetzt, erfolgreich – hat sich nach einem Burnout das Leben genommen.
Das hat mich tief getroffen. Und mich daran erinnert, wie belastend dieser Beruf sein kann, wenn man keine Grenzen zieht – oder keine Unterstützung hat.
Warum ich nie Hausverwalterin werden wollte – und es trotzdem wurde
Ich bin gelernte Immobilienkauffrau und habe viele Jahre ausschließlich als Maklerin gearbeitet. Hausverwaltung? Nein danke – zu viel Stress, zu wenig Anerkennung, zu schlechte Bezahlung.
Doch der Markt hat sich verändert. Und ich habe erkannt, dass in der Verwaltung stabile Einnahmen, wachsende Nachfrage und sogar gestiegene Wertschätzung liegen können – wenn man es richtig angeht.
Über 1.000 Wohneinheiten – und täglich neue Herausforderungen
Heute verwalte ich mit meinem Team über 1.000 Wohnungseinheiten. Das heißt: Hunderte Eigentümer, Mieter, Dienstleister, Handwerker. Und jeden Tag neue Aufgaben, E-Mails, Anrufe, Entscheidungen.
Klingt viel? Ist es auch. Aber es ist auch spannend. Und manchmal ist genau das der Reiz.
Stressfaktor Mensch – mit Erwartungen umgehen
Als Hausverwalter betreust du oft den wichtigsten Vermögenswert deiner Kunden: ihre Immobilie. Die Erwartungen sind entsprechend hoch.
Was viele nicht sehen:
🔸 Der Handwerkermangel macht schnelle Lösungen oft unmöglich
🔸 Gesetzesänderungen wie das Heizungsgesetz sorgen für zusätzliche Arbeit
🔸 Eigentümerversammlungen, Abrechnungen, technische Fragen – alles landet auf deinem Tisch
Und ja: Manchmal will man einfach nur schreiend wegrennen.
Warum trotzdem so wenige den Beruf ergreifen
Früher war der Job des Hausverwalters schlecht bezahlt – viel Arbeit, wenig Lohn. Heute ist das anders:
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Angestellte Verwalter verdienen inzwischen solide Gehälter
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Die Verwalterhonorare sind gestiegen (30–35 €/Einheit, teils auch Pauschalen)
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Gute Leute sind extrem gefragt
Aber: Die Anforderungen sind auch gestiegen. Wer heute Hausverwalter:in wird, braucht:
✅ Stressresistenz
✅ Kommunikationsstärke
✅ Technisches & rechtliches Verständnis
✅ Organisationstalent
Was den Job lebenswert macht – meine Sicht
Trotz aller Belastungen liebe ich, was ich tue. Warum?
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Weil ich lernen darf: Von Heizungsanlagen über Baurecht bis Digitalisierung
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Weil ich Verantwortung übernehme, die Sinn stiftet
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Weil ich Menschen helfe, oft ganz konkret in ihrem Alltag
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Und: Weil ich als Selbstständige verlässliche Einnahmen generiere
Die Realität hinter dem Job – nichts für schwache Nerven
Die Schattenseiten?
📉 Ständige Erreichbarkeit
📉 Druck von Kunden, Handwerkern, Behörden
📉 Persönliche Belastung durch Konflikte
📉 Kaum Lob – viel Kritik
Aber genau deshalb braucht es starke Persönlichkeiten. Und je weniger bereit sind, diesen Job zu machen, desto wertvoller wirst du als Verwalter:in.
Wachsende Wertschätzung – auch finanziell
Die Branche hat sich gewandelt:
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Verwalterhonorare steigen
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Eigentümer schätzen persönlichen Kontakt
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Digitalisierung hilft, Prozesse zu vereinfachen
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Fachkräfte sind rar – und gefragt wie nie
Wer heute Hausverwalter:in wird, hat einen krisensicheren, systemrelevanten Job mit Zukunft.
Warum ich diesen Beruf heute mit Stolz mache
Früher wollte ich alles allein machen. Heute schätze ich mein Team.
Mit Bettina, mit Andreas – und vielleicht bald noch mehr tollen Menschen.
Ich genieße den Austausch, das gemeinsame Ringen um Lösungen. Und ich freue mich, wenn Eigentümer sagen: „Danke – dass Sie sich kümmern.“
Fazit: Hausverwalter – kein Traumjob für alle, aber ein Beruf mit Sinn
Dieser Beruf fordert viel.
💥 Nerven
💥 Wissen
💥 Energie
Aber er gibt auch viel zurück:
💡 Tiefe Einblicke
💡 Echtes Vertrauen
💡 Langfristige Perspektiven
Mein Appell an alle, die zweifeln
Wenn du den Job nicht mehr tragen kannst: Hör auf. Niemand sollte für Arbeit sein Leben aufs Spiel setzen.
Aber wenn du mit Herz, Hirn und Haltung verwalten kannst – dann wirst du gebraucht.
Danke fürs Lesen – und für eure Unterstützung!
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Denn ich glaube: Über diesen Beruf muss noch viel mehr gesprochen werden.