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200 Jahre deutsche Einwanderung in Brasilien: Einfluss und Vermächtnis einer langen Geschichte

In diesem Jahr jährt sich die Ankunft der ersten deutschen Siedler in Brasilien zum 200. Mal. Am 25. Juli 1824 landeten die ersten deutschen Einwanderer in der Hafenstadt Santos und legten damit den Grundstein für eine prägende Verbindung zwischen beiden Nationen. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe der Einwanderung und die weitreichenden Einflüsse, die Deutsche in den letzten zwei Jahrhunderten in Brasilien hinterlassen haben.

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Die historische Grundlage: Ein neuer Anfang für Brasilien und Europa

Die ersten deutschen Siedler kamen in einer Zeit nach Brasilien, in der das Land eine historische Transformation durchlief. Nach einer turbulenten Phase der Kolonialzeit und der napoleonischen Kriege erklärte sich Brasilien unter der Führung von Dom Pedro I., dem Sohn des portugiesischen Königs, 1822 als unabhängig. Der neu gekrönte Kaiser von Brasilien sah sich mit der Herausforderung konfrontiert, das große, aber dünn besiedelte Land zu entwickeln und zu stabilisieren.

In Europa herrschte währenddessen große Armut und Perspektivlosigkeit, insbesondere in Deutschland, wo Hungersnöte und Kriege das Leben der Bevölkerung prägten. Dom Pedro I. sah hier eine Möglichkeit, sein Land durch gezielte Einwanderung aufzubauen und startete Werbeaktionen, die insbesondere die Deutschen ansprachen. Sie erhielten Land zur Bewirtschaftung und finanzielle Unterstützung, um sich eine neue Existenz aufzubauen.

Der Weg nach Brasilien: Ein beschwerlicher Anfang für deutsche Siedler

Die ersten deutschen Einwanderer waren bereit, für ein besseres Leben große Opfer zu bringen. Sie reisten in überfüllten Schiffen und benötigten oft über 120 Tage für die Überfahrt. Bei ihrer Ankunft in Brasilien erwarteten sie Bedingungen, die weit von den Versprechungen entfernt waren. Dennoch schufen sie mit großer Mühe Siedlungen wie Blumenau und Pomerode, die heute noch als Zentren deutscher Kultur in Brasilien bekannt sind.

Diese frühen Siedler mussten das Land unter extremen Bedingungen urbar machen. Doch mit der Zeit gelang es ihnen, ein solides Fundament zu schaffen. Die deutschen Einwanderer brachten nicht nur ihre landwirtschaftlichen Kenntnisse und ihr Handwerk mit, sondern trugen auch zur wirtschaftlichen Entwicklung Brasiliens bei. Städte wie Blumenau und Pomerode sind noch heute geprägt von ihrer deutschen Vergangenheit und feiern diese mit Festen wie dem Oktoberfest, das jährlich zahlreiche Besucher anzieht.

Deutsche Kultur und Einfluss: Traditionen und Sprachvermächtnis

Die deutschen Einwanderer in Brasilien bewahrten ihre Kultur und Sprache über viele Generationen. Bis in die 1930er Jahre hinein war Deutsch die zweithäufigste Sprache in Brasilien, und es existierten viele deutsche Schulen und Kirchen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde jedoch eine antideutsche Politik verfolgt, die die Nutzung der deutschen Sprache stark einschränkte und die Assimilation förderte. Dennoch haben sich deutsche Dialekte wie Hunsrückisch und Plattdeutsch bis heute in einigen Regionen Brasiliens gehalten und sind ein lebendiges Zeugnis dieser Vergangenheit.

Neben der Sprache blieben viele Traditionen erhalten. Auch heute noch werden in deutschen Gemeinden in Südbrasilien traditionelle Feste gefeiert, und zahlreiche Familiennamen wie „Holzhacker“ erinnern an ihre deutsche Herkunft. Dieser kulturelle Einfluss spiegelt sich in Bräuchen, der Architektur und sogar in der brasilianischen Küche wider, in der deutsche Einflüsse ebenfalls ihren Platz gefunden haben.

Der wirtschaftliche Beitrag der Deutschen in Brasilien

Der deutsche Einfluss auf Brasilien beschränkt sich nicht nur auf Kultur und Tradition. Heute sind über 1.600 deutsche Unternehmen in Brasilien ansässig, darunter bekannte Namen wie Volkswagen, Siemens und Bosch. Sao Paulo ist nach New York der zweitgrößte Standort deutscher Unternehmen außerhalb Deutschlands. Zusammen beschäftigen deutsche Unternehmen rund 250.000 Menschen und tragen etwa 10% zur brasilianischen Wertschöpfung bei.

Brasilien profitierte nicht nur vom Kapital und dem Know-how der deutschen Firmen, sondern auch von den landwirtschaftlichen und industriellen Innovationen, die deutsche Einwanderer mitbrachten. Besonders im Bereich Maschinenbau, Landwirtschaft und Pharmazie spielten deutsche Firmen eine große Rolle bei der Modernisierung und Industrialisierung des Landes. Dieser wirtschaftliche Austausch hat die Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien nachhaltig gestärkt.

Die deutsch-brasilianische Beziehung heute: Chancen und Herausforderungen

Heute sind die deutsch-brasilianischen Beziehungen nach wie vor eng, auch wenn Brasilien wirtschaftlich zunehmend auch mit anderen Großmächten wie China verknüpft ist. Der Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und den Mercosur-Staaten, zu denen Brasilien gehört, könnte die Handelsbeziehungen noch weiter vertiefen und den bilateralen Austausch fördern.

Brasilien bleibt auch 200 Jahre nach der ersten Einwanderungswelle für viele Deutsche ein attraktives Land. Neben den deutschen Unternehmen sind es auch Bildungs- und Kulturaustauschprogramme, die den gegenseitigen Austausch stärken. Viele Brasilianer zeigen ein großes Interesse an deutscher Kultur, und deutsche Einflüsse sind in den brasilianischen Metropolen, besonders im Süden des Landes, sichtbar und geschätzt.

Fazit: Ein Vermächtnis, das bleibt

Die deutsche Einwanderung hat in Brasilien Spuren hinterlassen, die auch nach 200 Jahren noch tief im Land verankert sind. Von den bescheidenen Anfängen der ersten Siedler bis zur Etablierung einer deutschstämmigen Mittelschicht und dem Aufstieg deutscher Firmen zu wirtschaftlichen Schwergewichten – der Beitrag der Deutschen zur Entwicklung Brasiliens ist unübersehbar.

Brasilien und Deutschland profitieren weiterhin von dieser langen Geschichte und den gemeinsamen Interessen. Die deutsche Kultur in Brasilien bleibt lebendig und wird auf zahlreichen Festen und in deutschen Institutionen gefeiert. Auch die wirtschaftlichen und kulturellen Bindungen zwischen beiden Ländern sind ein wertvolles Erbe dieser Einwanderung und zeigen, dass die deutsch-brasilianische Geschichte eine starke Basis für die Zukunft bietet.

 

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